Dieses Ich
„Du bist doch für dich die Mitte der Welt,
und statistisch gesehen, ist die Wahrscheinlichkeit,
dass es dich gibt, dieses einmalige Ich, vernachlässigbar gering.
Sie schien nicht so ganz zu verstehen,
sah mich etwas verwirrt und fragend an, doch sie
schien auch schon über diese Sache nachgedacht zu haben:
„Warum bin ich dieses Ich, lebe gerade jetzt?“
Ich sagte, man könne diese Frage nicht beantworten,
doch eigentlich hatte ich damit nur das Thema gewechselt.
Denn es ist eine gute Frage, und man sollte
an ihr dran bleiben, und sie immer wieder stellen,
gerade deshalb, weil sie in sich so widersprüchlich ist.
Dieses Ich gegen alle Wahrscheinlichkeit,
entlarvt doch die Selbstherrlichkeit der Vernunft,
die schon an der ersten und wichtigsten Frage scheitert.
Denn ohne dieses nicht feststellbare Ich,
kann keine Anklage erhoben, kann kein Verfahren
eröffnet und, mangels Beweise, kein Urteil gefällt werden.
Und das gefällt mir, dass sie, die so stattlich
daherkamen und sich ihrer Sache so sicher waren,
nun mit leeren Händen dastehen und nicht weiter wissen.